Kein Aprilscherz: Strandgebühr im Winter

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Mein Besuch zu Ostern möchte  gern windige norddeutsche Luft einatmen. Mein Vorschlag: Fahrt an die Nordsee. Nach Duhnen oder Cuxhaven. Als die große Familie abends zurück kommt, haben sie dieses Foto mitgebracht. Wie man sieht, ist der Deich vor dem Strand eingezäunt. Vor dem Strandkorb steht ein Wärter, der von jedem Erwachsenen drei Euro kassiert, bevor der an den Strand gehen  kann.

Strandgebühr im Winter?  Ein Ostfriesenwitz? Nein, Strandeintritt ist das ganze Jahr überfällig. Das ist erlaubt und wurde gerade durch ein Gerichtsurteil bekräftigt. Die Begründung: Die Nordseeküste mit ihren Stränden wird von den Gemeinden gepflegt und das kostet. Daher gilt in Duhnen: Freier Zugang nirgendwo. Dass längst nicht jeder Besucher Lust zum Zahlen hatte, zeigt das Foto auch. Meine Vermutung: Die auf dem Deich spazieren, haben  nur bezahlt, weil sie sehen wollen, ob der Ostfriesenwitz tatsächlich stimmt:

Warum gibt es Ebbe und Flut?        Die See hat sich vor den Friesen gefürchtet und guckt nun jeden Tag zweimal nach, ob sie weg sind. 

Jetzt soll Frühling sein

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Heute beginnt der Frühling. So steht es jedenfalls im Kalender. In Bremen scheint  nachmittags die Sonne und lässt die Frühlingsblumen strahlen ( mein Foto). Morgens, als der Himmel noch grau war und ein kalter Wind wehte, habe ich in der Sonntagszeitung gelesen, dass wir gerade den zweitwärmsten Winter seit 1881 hinter uns haben. Eine Zeitreihe von 135 Jahren. Damals hat man angefangen, das Wetter aufzuzeichnen. Im Dezember hatten wir Temperaturen wie normalerweise im April. Der Deutsche Wetterdienst hat errechnet, dass in Deutschland – von 1991 bis heute – 23 Jahre  zu warm waren. Müssen wir die Jahreszeiten eines Tages neu bestimmen?

Klasse-Frauen: Lernen mal anders

Klasse Fortsetzung zu meinem letzten Artikel über das Frauenbild, das Adolf Freiherrn von Knigge in seinem berühmten Buch „Über den Umgang mit Menschen“ vor 228   Jahren beschrieben hat. Die Pressestelle des Bremer Senats hat nämlich gerade veröffentlicht, dass die Schulaktion „Klasse-Frauen: Lernen mal anders“, die seit fünf Jahren zum Frauentag am 8. März stattfindet, mit einem Rekord beginnt, denn die Aktion verzeichnet so viele teilnehmendes Schulen wie noch nie.

In der Pressemitteilung heißt es weiter:

Im Rahmen der einwöchigen Aktion berichten Bremerinnen mit den unterschiedlichsten Berufskarrieren im Unterricht von sich und ihrem Werdegang, von Hürden und offenen Türen. Mädchen und auch Jungen sollen so ermutigt werden, Wege jenseits möglicherweise schon geprägter Rollenvorstellungen zu entdecken. Das ist die Idee hinter „Klasse-Frauen: Lernen mal anders„. „Das Berufswahlverhalten junger Menschen ändert sich nur sehr langsam, Mädchen bevorzugen unverändert dienstleistungsbezogene Berufe oder Studiengänge, Jungen dominieren Naturwissenschaft und Technik“, erklärt Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan. „Hier den Fokus zu erweitern und die ganze Bandbreite der Berufe für beide Geschlechter erfahrbar zu machen, ist eine zentrale Herausforderung der Berufsorientierung. Die Aktion ‚Klasse-Frauen‘ ist in diesem Rahmen ein feiner Mosaikstein, der Akzente setzen kann. Deshalb freue ich mich, dass wir von Jahr zu Jahr mehr Interesse der Schulen verzeichnen können.“

In diesem Jahr beteiligen sich 50 Klassen und Kurse aus dem gesamten Stadtgebiet von der Grund- bis zur Erwachsenenschule an der Aktion. In dieser Zeit besuchen 34 Frauen die verschiedenen Klassen für zwei Schulstunden, sämtlich ehrenamtlich, und stellen sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Mit dabei sind u.a. eine Feuerwehrfrau, eine Kfz-Gutachterin, die Landesdatenschutzbeauftragte, die Stadtbibliotheksdirektorin, einige Hochschulprofessorinnen mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Profilen oder Geschäftsführerinnen verschiedenster Unternehmen und Institutionen.

Der Freiherr und die Frauen

8. März 2016. Heute ist Weltfrauentag. Für mich kein Topthema, denn ich bin mit meinen Lebensumständen zufrieden. Trotzdem hat es mich ein bisschen gegruselt, als ich in der Literatur nach Lebensläufen von Frauen gesucht habe, die vor mir gelebt haben. Diese Frauen waren unfrei, unterdrückt, von Mann und Familie abhängig. Jahrhunderte lang.
Doch waren sie deswegen alle unglücklich? Ich glaube nicht. Ein Indiz dafür ist für mich Adolf Freiherr von Knigge, der 1788 in seinem Werk “Über den Umgang mit Menschen” im zweiten Teil das fünfte Kapitel den Frauen gewidmet hat. Der Freiherr beschreibt sich darin als guter Frauenkenner. So notiert er im 4. Absatz:

Das Gefühl der Schutzbedürftigkeit und die Überzeugung, dass der Mann ein Wesen sein müsse, das fähig sei, diesen Schutz zu verleihen, ist von er Natur auch den Frauen eingepflanzt, die Stärke und Entschlossenheit genug haben , sich selbst zu schützen. Deshalb fühlen auch zartangelegte Frauen eine Art von Widerwillen gegen äußerst schwächliche, gebrechliche Männer…..

Doch ihm gefallen längst nicht alle Frauen Eine bestimmte Sorte von ihnen mag er nicht, und das erklärt er so:
“Ich muss gestehen, dass mich immer eine Art von Fieberfrost befällt, wenn man mich in Gesellschaft einer Frau gegenüber oder an die Seite setzt, die große Ansprüche auf Schöngeisterei oder gar auf Gelehrsamkeit macht…Es erregt wahrlich, wo nicht Ekel, doch Mitleiden, wenn man hört, wie solche Frauen sich erkühnen…am Thee- oder Nachtische in den entscheidendsten Ausdrücken Machtsprüche zu wagen, während sie kaum eine klare Vorstellung von dem Gegenstande haben von dem die Rede ist…”

Der Freiherr schimpft dann noch ein paar Absätze weiter. Doch zum Schluss ist er wieder friedlich und verliert einige Worte “über den Genuss, den der Umgang mit verständigen und edlen Frauen gewährt…” Und er räumt vorsorglich ein, dass er mit seiner Kritik sowieso nur einige Frauen gemeint hat.
Gab es 1788 vielleicht schon eine Alice Schwarzer, vor der der Freiherr sich fürchtete?